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„Weiß gibt keinen Halt im Raum“

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Bauen & Wohnen

„Weiß gibt keinen Halt im Raum“

Die meisten Wände sind weiß. Dabei wünschen sich Augen und Gemüt oft was anderes. Wer sich wohlfühlen will, braucht Farbe – in jedem Alter eine andere.

„Weiß gibt keinen Halt im Raum“

Zwar mögen Kinder besonders intensive Farben, aber man sollte große Wandflächen damit meiden. Ein Tipp: Hier besser mit ruhigen Farbtönen streichen.. Foto: dpa/Laura Ludwig

Je nach Alter, Charakter und emotionaler Verbindung ändern sich unsere Farbvorlieben im Leben. Denn Babys nehmen Farben anders wahr als Erwachsene. Und 50-Jährige anders als 80-Jährige. Warum das so ist und was sich daraus für die Gestaltung von Innenräumen ergibt: Die Antworten geben zwei Experten, die sich täglich mit der Wirkung von Farbe beschäftigen.Nach dem Unterschied zwischen hell und dunkel ist Rot die erste Farbe, die Babys wahrnehmen können. Die roten Farbsehzellen sind im Zentrum der Netzhaut angesiedelt. „Genau da, wo die schärfste Stelle unseres Sehens ist“, sagt Axel Buether, Farbforscher und Professor an der Bergischen Universität Wuppertal.

Was nicht bedeutet, dass das Babyzimmer leuchtend rote Wände braucht. „Rot zieht zwar magisch an, versetzt uns aber auch in einen Erregungs- und Aktivierungszustand“, so Buether. Besser sei ein warmes Rot-violett, damit sich die Kleinen geborgen fühlen.

„Naturnahe Grüntöne haben ebenfalls einen beruhigenden Effekt“, sagt der Säuglings- und Kinder-Psychologe Jan-David Freund, der sich beim Spielwarenhersteller Haba mit psychologischen und pädagogischen Aspekten zur Produktentwicklung beschäftigt.

Zwar mögen Kinder besonders intensive Farben. Allerdings kann zum Beispiel ein starkes Grün auch hyperaktiv machen. Daher empfiehlt Axel Buether, die Sättigung des Farbtons zu mildern, je größer die Wandfläche ist, die damit gestrichen wird. Eine Lösung sind auch Pastelltöne. Er findet auch sind verschiedene Farbzonen innerhalb des Raumes gut: Für eine Lernecke empfiehlt Buether kühles Blau. Bei gutem Tageslicht oder einer entsprechend lichtstarken Lampe fördere das die Konzentration. Zum Schlafen braucht es eine gemütlichere Umgebung. Jan-David Freund rät hier zu warmen Blautönen oder anderen Naturfarben.

Blasse Farben für Gestresste

Spätestens im Erwachsenen-Alter haben sich unsere Farbvorlieben gefestigt. „Frauen tendieren häufig zu warmen, Männer zu kühlen Farbtönen“, sagt Axel Buether. Doch die Vorlieben passen nicht immer zur optimalen Raumgestaltung, zu der Experten raten.

Ein Beispiel: Wer zu Hause arbeitet, braucht einen Atmosphären-Wechsel. „Kühle Farben im Arbeitszimmer, warme Farben im Wohnbereich“ empfiehlt Buether. Sonst habe man ständig das Gefühl von Arbeit umgeben zu sein.

Darüber hinaus hängt die beste Farbwahl vom Temperament ab. Ruhigeren, eher introvertierten Menschen rät Buether, eine Wand mit aufhellenden, reinen Farben zu streichen. Weiß sei keine Lösung, es gebe keinen Halt im Raum.

Häufig gestresste, unruhige oder extrovertierte Charaktere fühlen sich wohler, wenn die Wandfarben nicht besonders satt sind. Solchen Menschen empfiehlt Buether Erd- und Sandtöne sowie ein Salbei-Grün. Es hat einen Grauanteil, weshalb es blasser wirkt als andere Grüntöne.

Im hohen Alter nehmen die Augen vieler Menschen nicht mehr das volle Farbspektrum wahr. Die Linse färbt sich gelb, wodurch Farben viel matter erscheinen. „Es entsteht eine Filterung des Blauanteils und eine erhebliche Reduktion der Lichtstärke“, sagt Farbforscher Buether.

Insbesondere Blau, Blaugrün oder Violett lassen sich mit der Zeit immer weniger unterscheiden. Jetzt ist Zeit für Veränderung: Frische Türkis- und Grüntöne in Kombination mit abgetöntem Weiß wirken auch noch im Alter aktivierend. Zudem helfen deutlich sichtbare Farbkontraste bei der Orientierung. „Seniorenfarben“ wie Beige und Grau sind aus farbpsychologischer Sicht nicht zu empfehlen. Evelyn Steinbach

→ Prof. Dr. Axel Buether: Die geheimnisvolle Macht der Farben – wie sie unser Verhalten und Empfinden beeinflussen, Droemer Verlag, 2020.

Einbaurahmen für Fenster

Oft werden die bereits eingebauten Fenster beim Hausbau beschädigt. Vorab-Montagezargen verhindern das.

Beim Hausbau werden die Fenster sehr früh eingesetzt. Das ist problematisch, denn häufig werden die Fenster während Folgearbeiten wie am Estrich oder Putz beschädigt. Der Verband Fenster + Fassade (VFF) rät daher zu Einbaurahmen, auch Vorab-Montagezarge genannt. Damit wird die Fenstermontage vom üblichen Bauablauf entkoppelt. Erst werden die Einbaurahmen im Rohbau platziert, die eigentlichen Fenster folgen in einer späteren Bauphase. Das Beschädigungsrisiko der Fenster sinke dadurch in der Bauphase auf nur 2,6 Prozent, berichtet der VFF aus einer Untersuchung.

Der Verband hat im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung die Kosten der Einbaurahmen untersucht: Zwar sind die Anfangskosten im Vergleich zum üblichen Fenstereinbau um zwölf Prozent höher, aber über einen Lebenszyklus für Fenster zwischen 30 und 50 Jahren seien zweistufige Montagen um zehn Prozent kostengünstiger. Denn nicht nur die Gefahr von Schäden werde während des Baus minimiert, auch später sind die Einbaurahmen von Vorteil: Sollen die Fenster wegen Beschädigung oder einer Renovierung ausgetauscht werden, muss weder der Putz um sie abgeschlagen noch die Wand geöffnet werden. In anderen europäischen Ländern wie Österreich, den Niederlanden und Italien sind laut VFF derartige zweistufige Montagekonzepte schon Standard. tmn

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