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Alle Konten auf einen Blick

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Finanzen

Alle Konten auf einen Blick

Multibanking-Apps fassen die Konten unterschiedlicher Banken in einer Software zusammen. So behalten Kundinnen und Kunden den Überblick über ihre Finanzen. Aber: Wie sinnvoll und komfortabel ist das?

Alle Konten auf einen Blick

Foto: Thomas Graf-Miedaner

Ein Girokonto bei der Hausbank, ein Tagesgeldkonto bei der Direktbank und vielleicht noch ein Depot – viele Menschen haben mehr als eine Bankverbindung. Um den Kontostand zu prüfen oder eine Überweisung zu tätigen, müssen sich Kundinnen und Kunden in jedem der Konten einzeln anmelden. Das kann mühsam sein. Doch es gibt Handy-Softwares, die alle Bankverbindungen zusammenführen: Multibanking-Apps.„Solche Apps spielen eine zunehmend große Rolle bei Verbrauchern, die mehrere Konten besitzen“, sagt Maximilian Heitkämper, Fachbereichsleiter Digitales und Verbraucherrecht der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. „Damit können sie den Überblick über ihre Finanzen behalten.“

Seit 2019 muss die europäische Finanzbranche mit der Umsetzung der erweiterten Zahlungsdienste-Richtlinie gewisse Schnittstellen vorhalten, die zum Beispiel für das Multibanking nötig sind. Damals sagte etwa die Unternehmensberatung Oliver Wyman für solche Apps voraus, sie würden das Geschäftsmodell der Banken auf den Kopf stellen. Bislang ist das ausgeblieben. Zwar erledigen laut Digitalverband Bitkom immer mehr Kunden ihre Bankgeschäfte auf dem Smartphone. Doch Multibanking-Apps fristen eher einem Nischendasein. Das zeigt sich auch daran, dass sich in der Zwischenzeit einige Anbieter wieder vom Markt zurückgezogen haben.

Doch Heitkämper ist überzeugt, dass die Apps durchaus noch Potenzial haben: „Gerade wenn es wieder mehr Zinsen gibt und die Kunden dann neue Tagesgeldkonten eröffnen, gibt es für das Multibanking einen Markt.“

Denn der Vorteil ist: In solchen Apps können Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nur die Stände all ihrer Konten gleichzeitig abfragen, sondern auch viele Bankgeschäfte erledigen. Stefan Fischer hat für die Stiftung Warentest Multibanking-Apps untersucht. Er sagt: Das Konto der Hausbank lasse sich wie gewohnt über die App verwalten, Überweisungen und Daueraufträge seien problemlos zu tätigen. Gute Apps könnten sogar Auslands- und Terminüberweisungen ausführen und Empfängerdaten speichern.

„Wenn es wieder mehr Zinsen gibt, gibt es für das Multibanking einen Markt.“

Maximilian Heitkämper, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz

Viele Programme machen das Banking auf dem Smartphone außerdem durch Funktionen wie Fotoüberweisungen recht bequem. Nutzerinnen und Nutzer fotografieren dafür einfach eine Rechnung ab, die künstliche Intelligenz übernimmt Kontodaten, Überweisungsbetrag und Verwendungszweck automatisch in die jeweiligen Eingabefelder.

Andere merken sich bereits eingetippte Bankverbindungen und schlagen sie automatisch vor, wenn der Nutzer die Anfangsbuchstaben eines Namens eingibt. Das spart Zeit und verhindert Tippfehler bei der ellenlangen IBAN. Einige Apps informieren außerdem automatisch über Kontobewegungen. Falsche Abbuchungen fallen so sofort ins Auge.

Manche Banken bieten Multibanking auch direkt in ihrer eigenen Smartphone-App an, etwa die Deutsche Bank oder die PSD Bank. Dort können Kunden also nicht nur das hauseigene Konto einsehen, sondern gleichzeitig auch Konten anderer Banken verwalten. Daneben gibt es Programme verschiedener Drittanbieter und Start-ups. Manche davon sind gratis, andere kosten eine Gebühr.

„Smartphones sind nicht so anfällig für Schadsoftware. Es ist sicherer, die Bankgeschäfte auf dem Handy zu erledigen als im Browser.“

Stefan Fischer Stiftung Warentest

Der Preis lässt laut Stiftung Warentest keine Rückschlüsse auf die Qualität der App zu. So schnitt im Test die Multibanking-App von Finanzblick mit am besten ab. Sie ist kostenlos und lässt sich nutzen, ohne ein Konto bei einer bestimmten Bank zu haben.

Die meisten Programme sind laut den Testern recht sparsam bei der Erhebung von Nutzerdaten. Das heißt, sie beschränken sich auf Daten, die sie tatsächlich für das Funktionieren der App benötigen. Doch manche leiten Informationen über das Nutzerverhalten auch an Dritte weiter, um Werbung auf die Kunden zuzuschneiden. Wer das nicht möchte, sollte unbedingt die Allgemeinen Geschäftsbedingungen prüfen. Bei allem Komfort haben die Apps ein Problem: Manche Banken machen es ihren Kunden möglichst unbequem, Multibanking eines anderen Anbieters zu nutzen. Mindestens alle 90 Tage müssen die Institute beim Login neben der Pin auch eine Tan abfragen – das ist Vorschrift, um die Sicherheit beim Online-Banking zu erhöhen. „Manche Banken fordern das aber deutlich häufiger, wenn über eine Multibanking-App auf das Konto zugegriffen wird. Mitunter sogar bei jedem Login – und das ist richtig nervig“, sagt Fischer. Die Anbieter der Apps haben darauf keinen Einfluss, das ist Sache der Bank, bei der das Konto besteht.

In Sachen Sicherheit unterscheiden sich Mulitbanking-Apps nicht von herkömmlichen Banking-Apps. „Smartphones sind nicht so anfällig für Schadsoftware wie Computer. Deshalb ist es derzeit sogar sicherer, die Bankgeschäfte auf dem Handy zu erledigen als im Browser“, sagt Fischer. Allerdings sollten Nutzer eine App nur von einem offiziellen App-Store runterladen. Dort werden die Programme überprüft. „Wer eine unsichere App herunterlädt, haftet selbst für Fehlbuchungen“, sagt Heitkämper. „Erleidet er dagegen unverschuldet einen Schaden, ist der Nut zer über die Bank abgesichert.“ Annika Krempel

Am besten früh loslegen

Für Berufsanfänger ist die Finanzplanung gar nicht schwierig. Mit einfachen Strategien können junge Menschen ihr Budget im Griff halten.

Die Ausbildung ist vorbei, das Studium geschafft. Und plötzlich hat der Kontoauszug einen ganz neuen Reiz. Denn mit der ersten Stelle kommt regelmäßig selbst verdientes Geld rein. Wer Geld hat, sollte sich darum aber auch kümmern. Damit der Verdienst nicht zwischen den Fingern zerrinnt.

Das ist nicht so schwierig, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint. „Junge Menschen können sich auf wenige einfache Produkte konzentrieren“, sagt Buchautor Thomas Hammer, der den „Finanzplaner Berufseinsteiger“ für die Stiftung Warentest geschrieben hat.

An erster Stelle steht ein Kassensturz, rät Stephanie Heise, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Das geht am besten ganz klassisch mit einem Haushaltsbuch – das gibt es auch als App. Einnahmen und Ausgaben sollten Berufseinsteiger darin ein paar Monate lang dokumentieren. Da sieht man, wie viel Geld für welche Ausgaben draufgeht und was am Monatsende übrig bleibt. „Gerade der Überblick über kleine Ausgaben fehlt nämlich meist“, so Heise.

Erst absichern, dann sparen

Nach der Budget-Übersicht kommt die Absicherung von existenziellen Risiken. „Das ist nötig, denn mit der ersten abgeschlossenen Berufsausbildung endet in der Regel auch die Mitversicherung über den Vertrag der Eltern“, berichtet Hammer. Die wichtigste Absicherung sei eine eigene private Haftpflichtversicherung. Sie zahlt für Schäden, die jemand anderen Personen zufügt, etwa wenn ein Skateboarder einen Fußgänger umfährt. Für viele sei auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung unerlässlich. „Sie sichert die Arbeitskraft ab“, erklärt Heise. „Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente reicht nicht zum Leben, falls man etwa durch eine Krankheit nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann.“ Dann können sich junge Menschen um ihre Finanzplanung kümmern. Wer bereits Schulden hat, sollte sich bemühen, diese schnell zurückzuzahlen. Das gilt auch für den Dispo. Kreditzinsen liegen derzeit höher als alle Guthabenzinsen. Erst danach geht es ans Sparen. „Wer noch keine hat, sollte unbedingt eine Notfallreserve aufbauen. Für Berufsanfänger reichen zwei bis drei Nettogehälter, die auf einem Tagesgeldkonto liegen“, rät Heise. Dort gibt es zwar kaum Zinsen, aber das Geld ist jederzeit verfügbar, falls das Handy oder die Waschmaschine kaputt geht oder Mieter eine Kaution bezahlen müssen.

Nach dem Notgroschen kommt das Sparen für die schönen Dinge im Leben – etwa eine Reise oder ein Traumauto. Für bald erfüllbare Wünsche sei ein zusätzliches Tagesgeldkonto sinnvoll. Von längerfristigen Anlageformen rät Hammer ab. „Festgeld oder ein Sparbrief, wo Sparer eine bestimmte Zeit nicht an ihr Geld herankommen, bringen kaum mehr Zinsen.“

Schon jetzt ans Alter denken

Berufsanfänger sollten schon an ihre Altersvorsorge denken. „Es ist klug, früh anzufangen“, empfiehlt Heise. „Wer von seinem Arbeitgeber vermögenswirksame Leistungen erhält, kann die dafür nutzen.“ Zwar sind maximal 40 Euro im Monat vom Chef nicht viel, aber das Geld ist geschenkt. Es muss in spezielle Verträge fließen. Heise rät jungen Leuten zu einem VL-Sparplan mit ETFs – also mit börsengehandelten Fonds, die einen Index nachbilden. „Das lohnt sich mehr als ein klassischer Banksparplan. Selbst diese kleinen Summen bringen dann etwas Rendite. Und nach Ende der Laufzeit können Sparer die Fonds auch liegen lassen, wodurch sie vielleicht weiter an Wert gewinnen“, erklärt Heise. Ein VL-Sparplan allein reicht nicht als Vorsorge. Berufsanfänger sollten zusätzlich Geld in ein ETF-Sparplan einzahlen – hier können sie die Zeit für sich arbeiten lassen. Annika Krempel

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