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Gegen die Scham und das Tabu

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Gesundheit

Gegen die Scham und das Tabu

 

Gegen die Scham und das Tabu

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Einnässen oder einkoten sind Probleme, die nur ältere Menschen betreffen? Keinesfalls! Auch Schulkinder können inkontinent sein. So begeben sich Familien auf die Suche nach den Ursachen.

Wenn Kinder inkontinent sind

Zehn Prozent der Siebenjährigen machen nachts ins Bett, ein Teil davon auch tagsüber. Und viele Kinder koten auch im Schulalter noch ungewollt in die Hose.

Längst nicht bei allen Mädchen und Jungen klappt es reibungslos, dass sie zur Toilette gehen, wenn sie Darm oder Blase entleeren müssen. Manche koten selbst im Schulalter ungewollt in die Unterhose oder nässen sie ein – ein Tabuthema: „Vielen ist das extrem unangenehm, sie schämen sich zumeist sehr“, sagt die Leipziger Kinder- und Jugendärztin Melanie Ahaus.

Nach Angaben des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte koten 1,5 bis drei Prozent der Siebenjährigen ein. Jungen seien häufiger betroffen als Mädchen. Und auch fürs Einnässen nennt der Verband Zahlen: Demnach machten etwa zehn Prozent der Kinder im Alter von sieben Jahren nachts ins Bett, Jungs doppelt so häufig wie Mädchen. Tagsüber seien ungefähr zwei bis drei Prozent betroffen.

Im Umgang mit dem inkontinenten Kind zählt vor allem eines: „Eltern sollten ihr Kind niemals beschimpfen oder gar bestrafen“, sagt Kinder- und Jugendärztin Ahaus. Vielmehr sollten sie es liebevoll begleiten und ihm das Gefühl vermitteln, dass das Einkoten oder Einnässen nur vorübergehend ist. Denn: “In den allermeisten Fällen steckt dahinter kein krankhaftes Problem“, erklärt Ahaus. Oft sei es Teil des Reifungsprozesses. Kinder schlafen nachts oft tief und werden von einem Druck auf Darm oder Blase nicht unbedingt geweckt. Und schon ist es passiert.

Um festzustellen, ob das Einnässen tatsächlich keine krankhaften Ursachen hat, bietet sich eine Ultraschalluntersuchung der Nieren an. Gegebenenfalls sollte auch die Blase untersucht werden. Zum Einnässen kann es auch kommen, wenn es der Psyche des Kindes nicht gut geht. Oder das Kind trinkt insgesamt viel zu wenig, sodass sich das Volumen der Blase verkleinert hat.

Hinter kindlichem Einkoten kann sich laut Daniela Schultz-Lampel auch eine chronische Verstopfung verbergen. „Das klingt zwar erst einmal widersprüchlich“, räumt die Urologin aus Villingen-Schwenningen ein. Aber: In diesem Fall bahnt sich im Darm dünner, flüssiger Stuhl von oben einen Weg an den harten Brocken Kot vorbei. Diesen flüssigen Stuhl kann das Kind nicht mehr kontrollieren – er landet in der Unterhose. Dann gilt es, die Ursachen für die chronische Verstopfung aufzuspüren. „Dabei spielen Faktoren wie eine wenig ballaststoffreiche Ernährung und auch zu wenig Bewegung eine Rolle“, sagt Schultz-Lampel. „Viele Eltern sagen ihren Kindern, dass sie doch bitte nicht woanders auf die Toilette gehen sollten, weil es dort schmuddelig sei“, sagt Schultz-Lampel. In der Folge halten Kinder den Stuhldrang ein. Das kann dazu führen, dass der Darm irgendwann übervoll und eine Entleerung schmerzhaft ist, weil der Kot steinhart wurde. Dann halten die Kinder noch mehr ein – ein Teufelskreis. Sabine Meuter

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